Das Dorfgemeinschaftshaus Kleinwinklarn, der Kreisverkehr am Jobplatz und die Schwarzachtalhalle – all diese Neunburger Bauprojekte haben eines gemeinsam: Sie wurden von der Firma Anton Steininger realisiert. Das Unternehmen mit Sitz an der Austraße ist aber nicht nur in der eigenen Stadt im Einsatz, in ganz Bayern und sogar darüber hinaus werden Vorhaben verwirklicht. Das ist nur mit einer starken Truppe möglich. Auf die kann Geschäftsführer Siegfried Dettmann verweisen: Mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt die Firma Steininger. Trotz Baukrise hatten die Beschäftigten auch in den vergangenen Monaten gut zu tun. Längerfristige Vorhaben sorgten für genug Arbeit.
„Erst jetzt merken wir die Auswirkungen“, erklärt Dettmann beim Besuch von Neunburgs Bürgermeister Martin Birner (CSU). Die Talsohle sei aus seiner Sicht noch nicht erreicht. Und so schnell werde sich die Flaute auch nicht ändern, ist er überzeugt. Er rechnet frühestens 2026 mit „Licht am Ende des Tunnels“. Mit einem Auf und Ab auf dem Markt habe sein Unternehmen immer schon kämpfenmüssen. Steininger sei aber sehr gesund aufgestellt – und werde auch die aktuelle Ebbe überstehen. Siegfried Dettmann hat keine Angst, dass dem Familienbetrieb die Arbeit ausgeht.
Sorgenmacht er sich eher, dass er nicht mehr genügend Personal findet, um die Aufträge abzuarbeiten. Bei Deutschen sei der Beruf des Bauarbeiters nicht mehr so attraktiv. Dabei seien die körperlichen Anforderungen längst nicht mehr so hoch wie noch vor 30 Jahren, meint der Unternehmer. Maschinen und Technik erleichtern heute viele Arbeitsschritte. Siegfried Dettmann behilft sich mit Mitarbeitern aus dem Ausland. Etwa 30 Prozent seines Personals auf den Baustellen und im Büro komme mittlerweile aus Osteuropa. Dabei beschränkt sich die Suche schon lange nicht mehr nur auf Tschechien und Polen. Die dortigen Märkte seien „abgegrast“, meint Dettmann. Das Lohnniveau habe in den beiden Ländern inzwischen angezogen und die Leute würden auch in der Heimat gute Arbeit finden. Das hat auch Folgen für die Ausbildung des Nachwuchses.
Schon seit 15 Jahren können im Unternehmen junge Tschechen den Beruf des Maurers erlernen. Anfangs sei es leicht gewesen, genügend Jugendliche zu finden. Von Jahr zu Jahrwurde es aber schwerer, sagt Michaela Dettmann, die zusammen mit ihrem Mann die Geschäfte führt. Aktuell werden bei Steininger 19 Lehrlinge ausgebildet, elf in gewerblichen Berufen und acht in der Verwaltung. „Wir bräuchten für draußen noch mehr“, erklärt Siegfried Dettmann mit Blick auf die Altersstruktur seiner Belegschaft. Auf lange Sicht gesehen, werde es zu einer Lücke kommen, glaubt der Neunburger Unternehmer. Er stelle jeden jungen Arbeiter ein, den er kriegen könne. Schon allein deshalb, um in fünf oder zehn Jahren, wenn die älteren Mitarbeiter ausgeschieden seien, noch schlagkräftig zu bleiben. Ziel sei es nicht, immer weiter zu wachsen und die Belegschaft in den nächsten 20 Jahren auf 400 zu steigern. „Wenn wir es schaffen, unser Know How und unsere Schlagkraft zu halten, ist das Aufgabe genug“, findet Dettmann. Um dieses Ziel zu erreichen, muss auch die Suche nachMitarbeitern ausgeweitet und immer mehr individualisiert werden. Inzwischen sind bei Steininger Mitarbeiter aus 19 Ländern beschäftigt.
Zuletzt hatte Siegfried Dettmann vor gut drei Jahren Personal aus Serbien angeworben. Da Serbien noch kein EU-Mitglied ist, sei damit ein riesiges Genehmigungsverfahren verbunden gewesen. Der Unternehmer musste für seine potenziellen Mitarbeiter erst einmal Arbeitsgenehmigungen und Visa beantragen. „Große Firmen tun sich das nicht an“, ist er überzeugt. Er selbst tut sich noch viel mehr an. So zahlt er seinen Azubis einen Zuschuss zum Führerschein in Höhe von 1000 Euro. Für die bestandene Abschlussprüfung gibt es zudem eine Prämie von bis zu 1500 Euro. Auch die anderen Mitarbeiter haben Vorteile wie beispielsweise eine Inflationsausgleichsprämie, eine betriebliche Altersvorsorge, Mitarbeiterrabatte oder die Möglichkeit zur Vier-Tage-Woche. Wichtig sei laut Dettmann auch, gute Löhne zu zahlen, um mit anderen Branchen auf dem Personalmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Arbeit bei Steininger sei auf jeden Fall vielfältig. Denn das Unternehmen baut sowohl Straßen wie auch Gebäude oder errichtet schlüsselfertige Eigenheime. Bis in die 60er Jahre hinein war die Baufirma ausschließlich regional tätig. Ende der 70er Jahre seien dann laut Dettmann die schlüsselfertigen Eigenheime dazugekommen – und damit war Steininger auch auswärts imEinsatz. Es gab Zeiten, da wurde viel im Münchner Raum gebaut. „Heute können wir uns aussuchen, für wen wir nach München gehen“, meint der Geschäftsführer. Er bekommt inzwischen auch wieder mehr Aufträge in der Region. Martin Birner ist dankbar, wenn bei den Ausschreibungen einheimische Firmen zum Zuge kommen. Dann sei die Zusammenarbeit oft unkomplizierter. „Wir sind keine Pessimisten, fürchten uns nicht vor der Zukunft, sondern freuen uns auf die Herausforderungen, die kommen“, betont Dettmann.
Bericht aus der Mittelbayerischen Zeitung, 14.06.2024